Johnen + Schöttle

TIM LEE

 

27.2.2009 bis Ende März 2009

 

Die Galerie Johnen + Schöttle wird nach 25 Jahren ihre Ausstellungstätigkeit in Köln beenden und als Johnen Galerie in Berlin weitergeführt. Wir freuen uns sehr, als letzte und 150ste Ausstellung eine neue Werkgruppe von Tim Lee zeigen zu können, die zuvor in der Hayworth Gallery in London zu sehen war. Tim Lee kommt aus Vancouver, einer Stadt, mit deren Kunst die Galerie seit 25 Jahren verbunden ist. Jeff Wall, Rodney Graham und Ian Wallace gehören zu den herausragenden Vertreter einer Kunst, die den Diskurs der Konzept- und Minimalkunst mit den Phänomenen der Pop-und Alltagskultur zu verbinden wusste. In dieser Tradition arbeitet auch Tim Lee, indem er sich selbst als Darsteller zwischen den extrem formalisierten Strukturen der Konzept- und Minimalkunst (Dan Graham, Bruce Nauman) und den expressiven Ausdrucksmitteln der Popwelt (Neil Young, Dean Martin) positioniert.

Tim Lee, der nach einer Teilnahme an einer Gruppenschau im vergangenen Herbst nun seine erste Einzelausstellung bei Johnen + Schöttle hat, sagte kürzlich in einem Interview über sich, die Sache sei die, „dass er Comedy sehr ernst nehme“.
Unter Einsatz verschiedener Medien wie Video, Fotografie und Skulptur greift Tim Lee Schlüsselmomente aus dem Leben und Schaffen von Kultfiguren auf, seien es Künstler, Musiker oder Comedians. Dabei oft bewusst an der Absurdität entlang schrammend machen Lees ‚Cover-Versionen’ deutlich, dass Kultur und Mediengeschichte alles andere als statische Fixpunkte sind, sondern im Gegenteil einem steten Fluss von Verarbeitung, Verwandlung und Neuinterpretation unterworfen sind.
Für seine aktuelle Ausstellung befasst sich Lee mit den Phänomenen optischer Wahrnehmung und Manipulation. Anhand formaler Eingriffe in bildliche Darstellungen wie Verdrehen, Umwenden, Beschneiden und Aufspalten schafft er eine Reihe von Repräsentationen wichtiger Vertreter der Mediengeschichte, wie etwa des russischen Konstruktivisten Alexander Rodchenko, des amerikanischen Künstlers Dan Graham oder des Comedy-Stars Steve Martin. Er bezeugt damit seine eigene künstlerische Affinität zu diesen Persönlichkeiten und legt gleichzeitig verdeckte Beziehungen frei, die diese untereinander verbinden.
Hierbei knüpft Tim Lee an wahrnehmungsspezifische Fragestellungen an, die auch seine Vorbilder und Identifikationsfiguren von grundlegender Bedeutung für ihre künstlerischen Praxis anerkannten, und eröffnet damit neue Perspektiven sowohl auf deren individuelles Wirken, als auch auf die Fragestellungen als solche, die nichts an Aktualität für unser Wahrnehmungsverständnis, und damit für den zeitgenössischen Kulturbegriff eingebüßt haben.